Heute habe ich, bei einem Spaziergang in der Sonne mit Partner und Hund, einen ehemaligen Arbeitskollegen getroffen. Ich habe mich sehr gefreut und wir haben uns kurz unterhalten.
Diese Unterhaltung erinnert mich wieder an meine ehemaligen Rollen als Führungskraft und vor allem daran, dass ich noch vor einiger Zeit unglaublich viele Bälle in unterschiedlichen Lebensbereichen in der Luft gehalten habe.
Alleine?Weit gefehlt.
Denn ich hatte in vielen der Positionen hilfreiche Hände an meiner Seite.. Es ist schon so, dass ich gut organisiert und strukturiert bin. Trotz AD(H)S und mit entsprechender Anstrengung. Und es ist auch so, dass ich angebotene Unterstützung gerne angenommen habe!
Durch viele Gespräche, fortwährendes Feedback und einen wertschätzenden Umgang mit dem Gegenüber konnte fruchtbares Miteinander wachsen und gedeihen. Ich habe gelernt, abzugeben. Und es wurden Dinge einfach so erledigt. Jeder Mensch hat seine eigene (Un)Ordnung und Struktur - die Kunst ist es, den anderen zu lassen und gut bei sich selbst zu bleiben. Mit viel Respekt und Achtsamkeit. Für mich war das immer wieder eine großartige Erfahrung.
Denn spannender Weise waren da oft Menschen, die meine klare Struktur und Organisation, den Fokus auf die beruflichen Themen, wieder etwas aufgelockert haben. Einen Gegenpol zu mir und meiner oft verkopften Arbeitshaltung bildeten. Leichtigkeit in Situationen brachten und den Menschen in den Mittelpunkt rückten, wenn ich mit anderen Themen beschäftigt war. Wir sind alle unterschiedlich und das ist auch gut so. Ich habe erlebt, wie Menschen scheinbar grundsätzlich unpünktlich zu einem Termin erscheinen. Um bei genauerem Hinsehen festzustellen, dass sie einfach gut für sich und ihre Gesundheit gesorgt haben. Die Kunst mag sein, diese Themen anzusprechen, neugierig zu sein auf die guten Absichten und Gründe für gezeigtes Verhalten.
Warum ich das gerade heute in den Mittelpunkt stelle? Weil ich am Donnerstagabend eingeladen war, an einer Diskussion teilzunehmen. Es ging darum, Vielfalt im Arbeitsleben stattfinden lassen zu können. Und ich habe an diesem Abend immer wieder dazu eingeladen, sich auf die Stärken, Talente und Kompetenzen von Arbeitnehmern zu fokussieren. Einen Rahmen zu schaffen, in dem jeder sich vollumfänglich einbringen kann. Klar, es gibt auch immer irgendeine Kröte, die es zu schlucken gilt. Doch, wie oben beschrieben, wenn ich grundsätzlich meinen Stärken entsprechend agieren kann bin ich ganz bestimmt auch motiviert, eher Dinge zu erledigen, die mir nicht so liegen. Vielleicht ist es dann auch irgendwann egal, ob irgendeine (physische oder psychische) Einschränkung vorliegt.
Meine ständige innere Unruhe und Getriebenheit machen mich eher ungeeignet für ein gleichmäßiges, ruhiges und klar umrissenes Aufgabengebiet. Da schlafe ich – zumindest innerlich – ein. Bedeutet, ich mache Fehler und bin langsam. Oder lenke mich selbst ab. Durch Kaffee holen, Schwätzchen halten, im Internet nach Neuigkeiten Ausschau halten. Abwechslung, Vielseitigkeit, ein gutes Maß an Druck und eher zu viel als zu wenig zu tun? Das ist meine Welt! Da bin ich wach und leistungsfähig und dann schaffe ich es auch, mal Statistiken zu erstellen und zu pflegen oder einen eher stupideren Prozess zu bedienen. Ok. Bei mir kommt das durch meine AD(H)S Geschichte.
Doch mal ehrlich. Wären wir nicht alle glücklich darüber, wenn wir mehr von den Dingen tun könnten, die wir richtig gut können? Die deshalb ja vielleicht auch Spaß machen! Mal sehen, wo der aktuelle Trend am Arbeitsmarkt hinführt. Vielleicht dauert es gar nicht mehr lange, und Arbeitgeber schaffen Umgebungen, die unserer Motivation, Leistungsfähigkeit und Gesundheit deutlich dienlicher sind als bisher.
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