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Integer, authentisch oder Schauspielerei?

Wer von uns will das nicht. Authentisch sein. Zeigen, was gerade emotional los ist oder einem durch den Kopf geht, sich dabei selbst genau kennend und regelmäßig reflektierend. Eben authentisch reagieren auf alles, was unser Umfeld so bietet. Und unabhängig davon, in welchem Kontext wir uns befinden. Doch was bedeutet es eigentlich konkret, wenn wir sagen, wir möchten authentisch sein? Oder doch lieber integer? Also verlässlich und berechenbar, das eigene Tun und Handeln stimmt weitestgehend überein mit den kommunizierten Werten und Idealen.

Hierzu gibt es, wie bei vielen Themen, ganz unterschiedliche Meinungen und Aussagen. Doch was ist nun der Königsweg im Arbeitsalltag? Wahrscheinlich gibt es, je nach Haltung, Ausbildung und Erfahrung, vielfältige Wege. Und ich frage mich, wie authentisch ich im Verlauf meiner beruflichen Entwicklung war und ob es Phasen gab, in denen authentisches Handeln oder Reagieren unmöglich wurde oder letztlich zu einer Neuorientierung geführt hat. Oft spreche ich in Coachings und Trainings von der Führungs- oder beruflichen Rolle. Und, genauer betrachtet, ist es genau das. Eine Rolle!

 

Wir bewerben uns auf eine Position, die durch bestimmte Merkmale, Kenntnisse und Fähigkeiten beschrieben wird. Im jeweiligen Kontext. Diese Position ist Teil einer Organisation, gehört also zu einem „großen Ganzen“. In dieser Organisation wird der Position eine Rolle zugeschrieben. Erwartungen sind an die Rolle geknüpft und wollen durch die Person erfüllt werden. Am Beispiel aus meiner eigenen beruflichen Laufbahn wird vielleicht sichtbarer, was ich damit meine. Eine der Organisationen, in denen ich als Führungskraft tätig war, hatte ein ausgeprägtes Wertesystem. Durch Rituale und Regeln wurden diese Werte gepflegt. Die Erwartungshaltung an die Rolle war in diesem Fall, dass das Wertesystem der Organisation durch eigenes Tun und Handeln der ausführenden Person gefördert und unterstützt wird.  Viele weitere Erwartungen und Anforderungen hinsichtlich der Kompetenzen und Fähigkeiten des Stelleninhabers waren üblich für eine solche Position und ähnelten somit anderen Stellen in anderen Organisationen. Man könnte von einem „Drehbuch“ sprechen zu dem der Begriff „Rolle“ gut passt.  Als Person habe ich, um bei meinem Beispiel zu bleiben, eine Rolle übernommen. Mit dem Wissen, dass ich im Bereich der „Werte“ der Organisation letztlich integer, jedoch nicht immer authentisch agiere. Nicht, weil ich die „Spielregeln“, also die „Werte“, grundsätzlich ablehne, sondern weil ich ihnen im beruflichen Kontext einen niedrigeren Stellenwert einräume. Es gab also eine Differenz zwischen meiner Person und der auszuführenden Rolle.

 

Integer konnte ich deshalb wirken, da ich mir dieser Differenz bewusst war und damit umgegangen bin, sie deutlich gemacht habe ohne die Werte in Frage zu stellen.

Ich habe die Spielregeln auf meine Weise eingehalten und sie in einem akzeptablen Rahmen für mich interpretiert. So konnte ich meinen eigenen Werten treu bleiben, ohne die Werte der Organisation zu missachten. Dazu habe ich mich immer wieder (bewusst) in eine Rolle begeben. Und somit die Werte der Organisation und der sich dort befindenden Menschen wertgeschätzt. Sie also, ganz unabhängig von meiner (authentischen) Meinung, geachtet und einen Umgang damit gefunden, ohne mich und meine Werte zu verleugnen. Denn, und das ist aus meiner Erfahrung enorm wichtig: wenn wir uns für eine (berufliche) Rolle „verbiegen“ müssen um im Spiel bleiben zu können, werden wir wenig Spaß im Job haben. Davon abgesehen wirken wir vielleicht unglaubwürdig.

Mein Fazit: denken Sie darüber nach, welche grundlegenden Werte für Sie wichtig sind. Was ist Ihnen wichtig und erstrebenswert? Wofür stehen Sie ein, auch wenn Ihnen ein starker (Gegen)Wind um die Nase weht? Worauf können sich Ihre Kolleginnen und Kollegen verlassen? Welchen Prinzipien bleiben Sie, egal was auch passiert, in jedem Fall treu?

 

Je besser Sie sich kennen, umso eher werden Sie, getreu Ihren Werten, handeln. Und entsprechend wahrgenommen werden. Seien Sie achtsam und lernen Sie die Spielregeln der jeweiligen Organisation. Versuchen Sie herauszufinden, welche impliziten, also verdeckten Erwartungen an die Rolle gerichtet werden und überprüfen Sie regelmäßig, ob diese Erwartungen mit Ihrem Wertesystem zu erfüllen sind.  Finden Sie Ihren eigenen Spielraum heraus um sich selbst treu zu bleiben. 

 

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