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Langeweile ausgeschlossen - meine Kinder, ich und das Chaos im Kopf

Heute bin ich spät dran. Irgendwie ist mir der Tag, trotz guter Vorplanung, entglitten. Flexibel habe ich auf unerwartete Anforderungen reagiert, umgeplant und losgelegt. Jetzt, nach einem guten Abendessen sitze ich endlich (wieder) am Schreibtisch. Und denke über diese Woche nach.

 

Vor allem über das Treffen mit zwei ehemaligen Kollegen. Ob ich sie vermisse, haben sie gefragt. Klar, ein paar Menschen sind mir ans Herz gewachsen. Deshalb sind wir ja auch in Kontakt. Doch irgendwie war es generell an der Zeit, zu gehen.

 

Vier Jahre sind schon ziemlich viel, wenn ich meinen Lebenslauf so anschaue! Das ist bestimmt für viele Menschen schwer nachvollziehbar. Und ich frage mich, was mich antreibt. Welche Beweggründe hinter der Entscheidung für die ständigen Veränderungen stehen. Ganz bestimmt sehr unterschiedliche!

Ich erinnere mich an eine meiner ersten Führungspositionen. Die Anweisung eines neuen Geschäftsführers, die Vereinbarung mit einem Mitarbeiter  trotz Abstimmung mit der Personalabteilung zu ignorieren und eine Kündigung auszusprechen, habe ich verweigert. Mein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn saß an dieser Stelle definitiv im Fahrersitz. Als mir daraufhin eine Abmahnung ins Haus, oder besser gesagt, auf den Schreibtisch flatterte, habe ich impulsiv meine Kündigung geschrieben und sie dem besagten Herrn auf den Schreibtisch gelegt. Wortlos? Natürlich nicht. Denn wütend war ich auch! Ich meine, so etwas wie "ich lasse mich nicht für meine Verlässlichkeit abmahnen, hier ist meine Kündigung" oder so ähnlich gesagt zu haben.

Und bin gegangen. Erstmal nur aus seinem Büro, drei Monate später aus dem Unternehmen. Nun, hätte ich damals schon Familie gehabt, wäre mir meine Impulsivität an dieser Stelle eine fragwürdige Beraterin gewesen. In einem anderen Unternehmen bat man mich, die vertraglich vereinbarten Nachtschichten zu arbeiten. Habe ich getan, für schlecht befunden und nach drei Nachtschichten direkt deutlich gemacht, dass ich lieber kündige als so gegen meinen Biorhythmus zu arbeiten.

Damit war ich diesen Job auch los. Und wieder war es die Impulsivität im Verhalten, die mich diesen übereilten Schritt hat gehen lassen. Mit einem guten Ende, denn es ist beruflich kontinuierlich bergauf gegangen. Meine Sturheit in vielen Dingen hat sich mit der Zeit gewandelt in echtes Durchsetzungsvermögen und Beharrlichkeit. Argumente wurden besser und die Impulsivität im Verhalten wich einer diplomatischen Ausgeglichenheit und einem guten Verhandlungsgeschick. Über Nacht? Eher nicht. Und mit vielen Umwegen! Doch gerade durch diese Umwege konnte ich immer mehr über mich selbst erfahren und lernen, meine AD(H)S typischen Symptome in ihrer Stärke anzuwenden und gleichzeitig in ihrer Schwäche immer besser zu beherrschen. Oder zu akzeptieren.

Auch heute noch treffe ich schnelle Entscheidungen - doch ich halte grundsätzlich vorher kurz inne und beantworte mir die Frage, was im schlimmsten Fall passieren kann. Und ob ich die Verantwortung dafür übernehmen möchte. Wenn ich an dieser Stelle zögere, schlafe ich erstmal drüber. Spreche mit Menschen, deren Kompetenz ich für die jeweilige Entscheidung hoch einschätze. Dann entscheide ich.

Ok. Ich gebe zu, mein Hang zum Risiko ist immer noch erheblich. Scheitern mag für viele unangenehm sein, ich nehme es als Lerngeschenk und mache, mit einer neuen Erfahrung in meinem Rucksack, weiter. Apropos Rucksack. Es sind Ferien und deshalb haben meine Kinder und ich spontan entschieden, eine Freundin zu besuchen. Bedeutet: am kommenden Freitag mache ich blau:)

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